Wie ich meinen Stress überwunden  habe
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Mirko litt jahrelang an einer Angststörung, Gedanken an den Tod waren alltäglich. Der Ausweg war ein neues Leben in einer neuen Stadt. Nicht aus Leidenschaft, sondern vielmehr aus pragmatischen Gründen schlug er eine Lehrerlaufbahn in Paderborn ein. Mitten in der Pandemie holte ihn diese Entscheidung ein. Hatte er sich wirklich für das entschieden, für das er in seinem Leben wirklich brennt?

Sei ehrlich… Die meiste Zeit deines Lebens verbringst du damit, täglich an deiner Arbeitsstelle zu erscheinen. Vielleicht gehört für dich auch ein langer Pendelweg dazu, wenn du Glück hast, ist deine Arbeitsstelle direkt vor der Haustür oder du kannst im Home-Office arbeiten. Was meistens dazu gehört: viel Stress! 

Der Stress kann dann schnell unsere wahren Bedürfnisse überdecken. Während der Pandemie hatten viele die Gelegenheit, über sich und das Leben nachzudenken. Wir von „reality bites“ kennen diese Momente nur zu gut! Wenn die Realität zubeißt, kommen alle Probleme auf einmal hoch. Es kann dann sein, dass dir dein Job gar nicht wirklich gefällt, du das aber erst viel zu spät merkst. Mit Folgen für deine Psyche und gesundheitlichen Nebenwirkungen, die du so zunächst gar nicht auf dem Schirm hattest.

Die gleiche Erfahrung musste Mirko machen, als er mit seinem Lehrerberuf zunehmend unzufriedener wurde. Plötzlich wiederholten sich immer wieder dieselben Abläufe und er fürchtete, bis an sein Lebensende denselben Lehrplänen folgen zu müssen. Damit arbeitete er gegen sich selbst. Was er in seinem Lehramtsstudium lieben lernte, waren die fast unendlichen intellektuellen Möglichkeiten. Der neue Beruf brachte seine akademische Begeisterung plötzlich zum Erliegen.

KÖNNEN WIR NOCH TRÄUME HABEN?

Mirko merkte die Signale seines Körpers. „So geht es nicht mehr weiter!“, dachte er und überlegte, was er sich wirklich vom Leben wünscht. Seine große Leidenschaft ist das Klavierspielen, aber ob man das auch beruflich umsetzen kann? Eines Tages rief er bei einer Musikschule an und trat in Kontakt mit einer berühmten Klavierspielerin aus Russland. Mit ihr verfolgte er ein Ziel: an einer international anerkannten Musikhochschule studieren und damit das zu machen, von dem er immer geträumt hat. 

Für seinen Traum arbeitete er hart. Über ein Jahr hinweg lernte er täglich sechs Stunden Klavier zu spielen. Und das war noch nicht alles: Um sich die Stunden bei der Musiklehrerin leisten zu können, musste er nebenbei jobben und kam damit an seine körperlichen Belastungsgrenzen. Die ersten Monate, so erzählt er, funktionierten noch ganz gut. Er habe zwar manchmal Momente gehabt, in denen es ihm schwer fiel, sich für die langwierigen Übungen zu motivieren, aber da er das große Ziel vor Augen hatte, konnte er sich auf diese harte Arbeit einlassen. 

WENN STRESS SICH KÖRPERLICH AUSWIRKT

Irgendwann bekam er von den intensiven Übungen Entzündungen an den Armen und seine Handgelenke begannen zu schmerzen. Erst ignorierte er seine körperlichen Signale, doch nach einer Weile suchte er sich Hilfe bei einem Arzt. 

Meine engsten Vertrauten fragten plötzlich nicht mehr, wie es mir geht. Sie fragten, wie viel ich geleistet habe.

Mit der Zeit begann er dann regelmäßig Schmerzmittel zu nehmen: Auch wenn der Körper nicht mehr mitmachte, wusste er, dass das Ziel nicht mehr weit war! Am schlimmsten aber war, dass seine Angststörungen, die er überwunden glaubte, wieder zurückkehrten. Plötzlich waren Gedanken an den Tod wieder präsent, dennoch behielt er seine alltägliche Routine bei. 

DIE POSITIVE SEITE VON STRESS

Kann es guten Stress geben? Mirko würde diese Frage heute mit ja beantworten. Sicherlich musste er bis zur Erschöpfung arbeiten, aber jetzt kann er sich über das Ergebnis freuen. Das international anerkannte Trinity College hat ihn zusammen mit nur wenigen Bewerber:innen angenommen und ihm wurde sogar ein Stipendium gewährt. Mit der Situation davor war er definitiv nicht zufrieden und er weiß, dass ihn die Zweifel an seinem aktuellen Beruf weiter verfolgt hätten. „Man sollte allerdings nur seine Grenzen überschreiten, wenn es wirklich um einen Traum geht“, betont er. Denn er weiß, dass auch viele beruflich ihre Grenzen überschreiten, um am Ende einen perfekten Lebenslauf vorzeigen zu können. Jetzt freut er sich riesig, dass er seinen Traum erfüllen konnte.

Ob seine Angststörungen wieder auftreten werden, weiß er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Im Rückblick hätte er sich therapeutische Unterstützung in dem Jahr gewünscht, auch wenn nur wenig Zeit dafür übrig war.

Hast du auch ähnliche Erfahrungen wie Mirko gemacht? Teile uns gerne deine Geschichte unter info@realitybites.com mit. 

Photograhy by Juan Pablo Serrano Arenas on pexels