Die Scheidung – eine Chance für den Neuanfang
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„…in guten wie in schlechten Zeiten…“ – mit diesem Versprechen beginnen viele Ehen und so sollte der Bund fürs Leben ja auch im Idealfall enden. Was gibt es Schöneres, als mit dem Partner, dem man einmal das Ja-Wort gegeben hat, gemeinsam alt zu werden und auf ein erfülltes Leben zurückzublicken?

Leider sieht die Realität in vielen Fällen anders aus: Knapp die Hälfte aller Ehen werden geschieden. Für die Betroffenen kommen zu der verständlichen Angst vor einem kompletten Neubeginn auch häufig Existenzängste und ein mehr als heftig angeschlagenes Selbstbewusstsein hinzu – keine gute Kombination, um nach einem solchen Schicksalsschlag positiv in die Zukunft zu blicken.

Dass dies doch gelingen kann, zeigt die Geschichte von Britta, die sich aus ihrer Scheidungskrise gestärkt herauskämpfte.

Die ganz große Liebe

Für Britta gab es immer nur den einen Mann: Heiko – ihre erste und gleich die ganz große Liebe! Seit der achten Klasse waren sie zusammen, nichts konnte sie trennen – auch nicht, als er nach dem Abitur zum Studium nach Marburg zog und sie im Heimartort eine Ausbildung zur Krankenschwester machte. Für Freunde und Familie galten sie als das ideale Paar, nicht selten bekamen sie die Frage zu hören: „Wann heiratet ihr denn endlich?“ Aber das war beiden nicht so wichtig: Ihre Reisen, zahlreiche Hobbies und der Ausbau der gemeinsamen Wohnung standen jahrelang im Vordergrund. Deswegen kommentierten sie solcherlei Vorstöße immer mit einem lachenden: „Irgendwann mal, wir sind auch so wahnsinnig glücklich miteinander.“

Und dann war es doch soweit: Als Britta schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte, traf Heiko alle Vorbereitungen für einen unglaublich romantische Antrag. „Er lud mich zu einem verlängerten Wochenende an der niederländischen Küste ein und hatte sich dafür extra ein altes VW-Käfer Cabrio gemietet. Mit ihm fuhren wir in ein kleines holländisches Kaff am Meer, wo wir in einem urigen Hotel übernachteten. Irgendwie kam mir der Ort bekannt vor, aber ich wusste nicht woher. Erst als wir bei einem Spaziergang an einem verwitterten Springbrunnen vorbeikamen, schoss mir die Erinnerung durch den Kopf: Genau hier hatten wir gesessen, damals bei unserer Klassenfahrt! Als alle anderen schon Richtung Jugendherberge weitergelaufen waren, hatten Heiko und ich uns auf den Brunnenrand gesetzt und geredet und geredet und geredet. Erst als es schon dunkel wurde, fiel uns auf, wie viel Zeit vergangen war. Auf dem Heimweg hat er mich dann zum ersten Mal geküsst und ich wusste instinktiv: Ich möchte nie wieder von einem anderen geküsst werden!“ Britta bekommt heute noch feuchte Augen, wenn sie an diesen Moment denkt. „Und während ich noch in Erinnerungen über unsere erste Zeit als frisch verliebte Teenager schwelgte, sank Heiko plötzlich auf seine Knie, zog einen goldenen Ring aus seiner Tasche und hielt ihn ins Sonnenlicht. ‚Dieser Ring passt nur an deinen Finger und dort soll er für immer bleiben, wenn es nach mir geht!‘ Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte, lachte, weinte und stammelte unter Tränen nur ein JA!“

Die Hochzeit war ein Traum, genauso wie die Zeit danach, als kurz hintereinander die beiden Töchter zur Welt kamen. Ohne darüber großartig zu sprechen, lebten sie von Anfang an das klassische Familienmodell: Heiko verdiente als Ingenieur in einem Tiefbauunternehmen genügend Geld, sodass Britta sich zu Hause um die Kinder und das Haus kümmern konnte. Britta ging völlig in ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter auf: „Ich mochte meinen Job als Krankenschwester wirklich gerne, aber die vielen Wochenend- und Nachtschichten waren nicht mit unserem Familienleben vereinbar. Darum war es für mich völlig klar, dass ich beruflich kürzertrete. Der wage Plan war, irgendwann wieder in Teilzeit einzusteigen, wenn die Mädchen alt genug sind.“

Böses Erwachen

„Alles war gut, uns hat nichts gefehlt, wir waren eine rundum glückliche Familie“, resümiert Britta. Aber dann musste sie ein „nur-wir-Mädels-Wochenende mit den beiden Töchtern frühzeitig abbrechen, weil die Jüngste plötzlich Fieber bekam. Heiko war daheim geblieben, er war beruflich stark eingespannt und musste mal wieder Samstag und Sonntag arbeiten. „Im Nachhinein habe ich mir oft den Vorwurf gemacht, wie naiv ich eigentlich war und wie selbstverständlich ich seine Überstunden und seine Wochenendeinsätze in der Firma hingenommen habe. Ich hätte nach unserer nächtlichen Rückkehr mit vielem gerechnet, aber nicht meinen Mann in flagranti mit unserer Nachbarin zu erwischen!“ Aber das Schlimmste sollte für die ahnungslose Britta noch kommen: Anstatt die hochnotpeinliche Situation zu retten, stellt ihr Ehemann seine Frau im Beisein der Kinder und der Geliebten vor seine Entscheidung. „Er sagte mir ganz sachlich und kalt, dass er sich schon längst von mir habe trennen wollen und dass dies nun der für ihn richtige Zeitpunkt sei, die Ehe zu beenden. Ich dachte die ganze Zeit: ‚Das kann doch alles nicht wahr sein, wann wache ich endlich aus diesem Alptraum auf?‘“ Aber es war leider kein Traum, sondern die harte Realität: Tief gedemütigt packte Britta noch in derselben Nacht das Nötigste für sich und die Kinder zusammen und fuhr zu ihren Eltern, um dort fürs Erste unterzukriechen.

Seitdem kreisen ihre Gedanken ununterbrochen nur um zwei Themen: Wie konnte ich mich in meinem Mann nur so täuschen? Und: Wie geht es jetzt weiter mit mir und den Kindern? „Nicht nur, dass mein komplettes Leben unwiderruflich in Scherben lag – ich wurde auch knallhart damit konfrontiert, dass ich von jetzt an als alleinerziehende Mutter meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten musste!“ Auch wenn Britta nur zu gerne den Kopf in den Sand gesteckt hätte – alleine schon der Töchter wegen musste sie eine langfristige Lösung finden.

Corona und die Scheidungsrate

So wie Britta und Heiko geht es vielen. Im Jahr 2020 wurden lt. Statistischem Bundesamt in Deutschland ca. 143.800 Ehen geschieden. Die durchschnittliche Ehedauer bis zur Scheidung liegt lt. Statista seit Jahren zwischen 14 und 15 Jahren.

Auch wenn die Auswirkungen von Corona und Co. auf die Scheidungsrate lt. Statistischem Bundesamt erst in den nächsten Jahren sichtbar werden, ist einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey zufolge ein Anstieg der Scheidungsrate in Deutschland um ein Fünffaches zu erwarten.

Doch warum ist das so?

Ganz offensichtlich hat der neue Rhythmus, den die Pandemie den Menschen abverlangt, unser Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz gehörig auf die Probe gestellt. Eine Trennung von Arbeit und Freizeit gestaltete sich als ebenso schwierig wie die räumliche Trennung einzelner Familienmitglieder untereinander. Homeoffice, Homeschooling und die fehlenden Freizeitangebote sorgten für ein stetig steigendes Stresslevel in den meisten Familien.

Wenn man ständig zusammen ist und sich räumlich nicht zurückziehen kann, ist es nahezu unvermeidbar, dass es in den Partnerschaften schneller zu Reibereien und Streit kommt. Und bei den Auseinandersetzungen während der Ausnahmesituation durch Covid handelt es sich meist gar nicht um neue Konflikte – vielmehr brechen die alten Streitthemen jetzt schneller und emotionaler auf. Darüber hinaus greifen auch bewährte Vermeidungsstrategien nicht mehr so, wie man sie aus der Zeit vor der Pandemie gelebt hatte: Aus-dem-Weg-gehen ist auf Grund der räumlichen Einschränkungen ungleich schwieriger möglich.

Die coronabedingt Scheidungswilligen lassen sich laut der Civey-Umfrage in zwei Gruppen unterteilen. Auf der einen Seite diejenigen, bei der die Corona-Einschränkungen das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht haben. Paare, die vielleicht sowieso gerade durch eine schwierige Phase gegangen sind, wurden im Lockdown frontal mit ihren Problemen konfrontiert und nehmen diese Konsequenzen zum Anlass, die Reißleine in Sachen Ehe zu ziehen. Auf der anderen Seite sehen Paare, die schon seit längerer Zeit getrennt leben, sich in ihrem Schritt bestätigt. Der Gang zum Scheidungsanwalt ist ein logischer Schlusspunkt und in gewissem Maße auch ein positiver Beweis dafür, dass man in einer Ausnahmesituation mit der Vergangenheit endgültig abschließt und so bereit für einen Neuanfang ist – ganz offiziell.

Erste Schritte in einer ausweglosen Situation

Wie sie die ersten Tage nach diesem entsetzlichen Vorfall erlebt hat, kann Britta heute gar nicht mehr sagen. Sie weinte stundenlang, sah die nächtliche Szene im Wohnzimmer als Endlosschleife vor ihrem geistigen Auge und quälte sich mit Selbstvorwürfen. Ihre Eltern waren es schließlich, die nach einigen Tagen den ersten und wichtigsten Schritt für sie anleierten: Sie brachten Britta dazu, mit einem befreundeten Anwalt für Familienrecht Kontakt aufzunehmen.

Kerstin Mink, Rechtsanwältin in Köln, sagt dazu: „Der Weg zum Anwalt bedeutet natürlich zunächst das Ende einer verfahrenen Lebenssituation, aber doch auch einen Neuanfang. Anstatt in einer ausweglosen Situation zu verharren, birgt die getroffene Entscheidung einer Trennung nach sicherlich schweren, emotionalen und kräftezehrenden Phasen erste Lichtblicke und neue Perspektiven.“

Anders als erwartet, reagierte der Anwalt im Beratungsgespräch überaus verständnisvoll und keineswegs spöttisch oder herablassend. Der Anwalt erklärte die verschiedenen juristischen Schritte, die eingeleitet werden mussten. „Allein das Gefühl, dass ich einen kompetenten Unterstützer an meiner Seite hatte, der auch mit den zwischenmenschlichen Widrigkeiten vertraut ist, die eine Scheidung mit sich bringt, hat mir unglaublich viel Zuversicht gegeben“, meint Britta. So begann sie, verhalten optimistisch an eine positive Zukunft zu denken.

Nichtsdestotrotz gab es genügend Abende, an denen sie drohte, an ihrer Situation zu verzweifeln. Tagsüber schaffte sie es irgendwie, für ihre Kinder und auch für ihre Eltern Zuversicht auszustrahlen. Aber die „Alles-wird-gut-Maske“ bekam vor allem dann Risse, wenn der Alltag sie nicht ablenkte. Existenz- und Zukunftsängste raubten ihr den Schlaf. Denn das Trennungsjahr und der Antrag auf Auflösung der Ehe sind das eine – das andere sind die handfesten praktischen Herausforderungen, wie: Wo werden wir zukünftig wohnen? Und noch wichtiger: Womit verdiene ich mein Geld?

Kerstin Mink: „Tatsächlich stellt es ein Problem dar, dass die wirtschaftliche Existenz vieler Familien nicht selten durch eine Trennung oder Scheidung aus dem Gleichgewicht gerät. Wo vorher eine Einheit bestand, müssen plötzlich zwei Haushalte finanziert werden, bei gleichzeitigem Einkommensverlust durch die Steuerklassenänderung. Zudem wird für alleinerziehende Mütter die Doppelbelastung oft nach der Trennung zusätzlich erschwert, weil der Ex-Partner zwar meist sein Umgangsrecht mit den Kindern ausübt, als Unterstützung oder Hilfe aber im täglichen Haushalt ausfällt. Als große finanzielle Einbuße hat sich für die oft schlechter verdienenden Mütter das sogenannte Wechselmodell in der Praxis entwickelt. Zwar übernehmen dabei erfreulicherweise beide Elternteile hälftige Betreuungsanteile, dies führt aber im Ergebnis zu gravierenden Unterhaltsverlusten.“

Dass sie in ihrem alten Beruf nicht mehr Fuß fassen konnte, nachdem sie so lange Zeit nicht mehr als Krankenschwester gearbeitet hatte, war Britta klar. Darum erkundigte sie sich beim Arbeitsamt, bei Freunden und Bekannten nach einer Jobmöglichkeit – und hatte nach einiger Zeit Glück: Das Arbeitsamt stellte ihr nicht nur eine Umschulung in Aussicht, sondern half im Anschluss auch bei den Bewerbungen. „Nach diversen Absagen bekam ich dann das Angebot, als Schwangerschaftsvertretung in einem Büro zu jobben. Auch wenn es nur eine befristete Stelle ist und ich nicht die Welt verdiene – ich bin wieder ein Stück unabhängiger geworden; und nur das zählt.“

Neben den Sorgen um ihre finanzielle Zukunft hatte Britta am meisten daran zu knabbern, dass sie betrogen worden war.

Kann man einen Seitensprung verzeihen? 

Dass der/die Partner*in fremdgeht, kommt leider häufiger vor als man denkt! Als Außenstehender ist man dann immer schnell mit einem Urteil dabei: Auf jeden Fall einen Schlussstrich ziehen und die Sache rigoros beenden! Aber was passiert, wenn es einen selbst betrifft? Wenn nur der bloße Verdacht auf einen Seitensprung im Raum steht? Spreche ich meine/n Partner*in darauf an? Oder stecke ich den Kopf in den Sand und hoffe, dass es ein einmaliger Ausrutscher war? Welche untrüglichen Anzeichen gibt es? Und was ist, wenn – wie in Brittas Geschichte – der Partner mich vor vollendete Tatsachen stellt und ich vorher gar nichts von seiner Affäre mitbekommen habe?

Der wichtigste Tipp vorweg: auf das eigene Bauchgefühl hören! Wenn sich der/die Partner*in plötzlich anders verhält, das Handy mit einem neuen Passwort schützt, die Überstunden zunehmen und die Lust auf Sex und Zärtlichkeiten sinkt, ist in den meisten Fällen Vorsicht geboten. Das können – müssen aber nicht! – Anzeichen fürs Fremdgehen sein. In diesem Fall ist es ratsam, ihn/sie direkt mit der Frage zu konfrontieren: „Betrügst Du mich?“ Die Reaktion auf diese direkte Frage kann sehr aufschlussreich sein: Wird eine notdürftige Erklärung zurechtgestammelt? Oder steht die Empörung im Vordergrund und der Ball des Vertrauensbruchs wird zurückgespielt? Oder wird ganz offen und ehrlich geantwortet? Gerade im letzten Fall muss man mit der Aussage leben, denn es kann gut sein, dass er/sie froh ist, dass das Versteckspiel endlich ans Tageslicht kommt und alles gebeichtet werden kann. Dann ist es an einem selbst, wie man mit der Antwort zurechtkommst und was einem die Beziehung bedeutet. Hier gibt es ja nur zwei Möglichkeiten: Trennung oder Verzeihen in der Hoffnung, dass sich der Seitensprung nicht wiederholt.

Denn besonders mies wird es, wenn der/die Partner*in schon öfter betrogen hat. Denn leider ist an dem Spruch etwas Wahres dran: „Wer einmal betrügt, wird es wieder tun!“ Hinzu kommt, dass bei Wiederholungstätern die Hemmschwelle in Sachen Affären sinkt, und es ihnen immer gleichgültiger wird, wie sich der/die Partner*in fühlt, wie verletzt und gedemütigt der/die Partner*in ist. Getreu dem Motto: „Sie/Er ist doch immer bei mir geblieben!“

Wichtig ist dann nur noch eines: Sich selbst treu zu bleiben und nicht zuzulassen, dass durch seinen Fehltritt das eigene Leben zerstört wird! Es ist in einer solchen Situation absolut okay und nachvollziehbar, dass man am Boden zerstört ist, dass man traurig und / oder wütend ist. Aber man muss auch beim Blick in den Spiegel fragen: Ist das wirklich das, was ich verdient habe? Die Antwortet muss lauten: NEIN! Kein Mann und keine Frau ist es wert, dass man sich drangsalieren lässt. Dann sollte man tatsächlich einen Schlussstrich unter die Beziehung ziehen, denn mit jemandem, der immer und immer wieder betrügt, kannst man einfach nicht glücklich werden.

War der Seitensprung jedoch wirklich nur ein Ausrutscher, eine einmalige Sache und man merkt, dass der Partner ehrliche Reue zeigt, dann spricht nichts dagegen, ihm noch eine Chance zu geben – sofern man das überhaupt möchte. Denn immerhin gilt: Man(n) kann sich ändern. Vielleicht wird die Beziehung dadurch noch stärker als vorher. Vielleicht wird man es bereuen, weil der Seitensprung nochmal passiert. Aber dann hat man alles gegeben. Mehr kann man nicht tun. Eine Liebe, eine Beziehung, eine Ehe betrifft mehr als nur eine Person, also müssen auch alle Beteiligten alles dafür geben, dass diese Beziehung beide glücklich macht.

Was kann bezüglich der Kommunikation zwischen zwei Partnern im Alltag und insbesondere in Krisensituationen schief gehen?

Gut zu erklären ist das am Vier-Ohren-Modell von Friedmann Schulz von Thun. Er postuliert, dass zur Kommunikation zwischen zwei Menschen immer ein Sender, eine Nachricht und ein Empfänger gehören. Die Nachricht kann laut Schulz von Thun auf vier unterschiedlichen Seiten oder Ebenen von Sender und Empfänger analysiert werden. Werten beziehungsweise interpretieren Sender und Empfänger die Nachricht auf unterschiedlichen Ebenen anders, so kann es zu Missverständnissen und Konflikten kommen.

Die unterschiedlichen Ebenen der Nachricht sind laut diesem Modell:

Die Sachebene: Welche Daten, Fakten und Sachinhalte sind in der Nachricht inbegriffen?

Die Selbstoffenbarung: Welche Information gibt der Sprecher durch die Nachricht über sich preis?

Die Beziehung: Was wird durch die Nachricht über die Beziehung der zwei Kommunizierenden vermittelt?

Der Appell: Was möchte der Sender der Nachricht vom Empfänger der Nachricht?

Anhand eines Beispiels:

Frau:

Sachebene: „Wir sollten uns mehr an die vereinbarten Zeiten halten, zu denen wir die Kinder abholen.“

Selbstoffenbarung: Ich habe Angst, dass wir den Kindern nicht ausreichend Struktur bieten.

Beziehung: Wie können wir das gemeinsam als Eltern schaffen?

Appell: Bitte halte Dich an die vereinbarten Zeiten.

Interpretation Mann:

Sachebene: „Wir sollten uns mehr an die vereinbarten Zeiten halten, zu denen wir die Kinder beim jeweils anderen abholen.“

Selbstoffenbarung: Mich nervt es, dass Du Dich nie an Absprachen hältst.

Beziehung: Du lässt mich in der verlässlichen Elternrolle alleine.

Appell: Kümmere Dich endlich richtig um Deine Kinder.

Zu solchen Missverständnissen und Konflikten kann es immer wieder kommen. Wichtig ist es, eine möglichst offene Kommunikation miteinander zu pflegen und den Interpretationsraum positiv zu beeinflussen, indem man sein Verhalten und seine Wünsche erklärt. Außerdem liegt es in der Verantwortung des Empfängers, Rückfragen zu stellen um das Gehörte richtig einordnen zu können. Dabei hilft es, ein gemeinsames Ziel zu haben: Sich möglichst wenig gegenseitig zu verletzen und es dem anderen nicht unnötig schwer zu machen. Davon hat am Ende keiner etwas!

Kommuniziert daher verstärkt in Ich- Botschaften:

Anstelle zu sagen: „Du machst mir das Leben schwer.“

Sage besser: „Mich verletzt es, weil ich den Eindruck habe, Du möchtest mir nicht helfen. Stimmt das?“

Kerstin Mink heißt ein krampfhaftes Zusammenbleiben aufgrund verschiedener Faktoren nicht gut. Sie plädiert lieber für ein klares Ende, anstatt in einem dauerhaften Krisenmodus zu verharren. Wenn zwei Elternteile ständig unter Spannung stehen, stresst dies die Kinder sehr. Niemand trifft die Entscheidung über eine Trennung leichtfertig – gerade wenn Kinder betroffen sind. Aus ihrer Erfahrung wird im Vorfeld sehr genau überlegt und abgewogen. Am Ende ist eine saubere Trennung dann jedoch oftmals besser als konstant unzufrieden und unter Anspannung zu stehen.

„Ich konnte mir lange Zeit nicht vorstellen, Heiko jemals wieder halbwegs normal gegenüber zu treten. Und das hat mich in der Trennungszeit sehr belastet und mir oft auch Entscheidungen, wie es zukünftig weiter gehen soll, erschwert“, erzählt Britta.

Kerstin Mink: „Erfahrungsgemäß wird oft die schwere Zeit der Trennung und Scheidung viel weniger als belastend empfunden, wenn die Dinge geklärt sind, was sich im Familienrecht in Form einer Trennungs- oder Scheidungsfolgenvereinbarung erreichen lässt. Ziel ist es, dass Ruhe eintritt und nicht mehr darauf geschaut wird, wer wofür Geld ausgibt.“

Die fünf Schritte einer Scheidung

Schritt 1: Stellung des Scheidungsantrags

Schritt 2: Zustellung des Antrages an den Ehepartner

Schritt 3: Durchführung des Versorgungsausgleiches

Schritt 4: Scheidungstermin vor Gericht

Schritt 5: Verkündung des Scheidungsbeschlusses

Die Scheidungspapiere sind unterschrieben und nun?

Kommt es zur Scheidung, stellt sich zwangsläufig auch die Frage nach der Unterhaltszahlung. Die folgenden Punkte sollte man kennen.

Eines vorweg: Derjenige Partner, der mehr verdient, muss dem anderen Partner im Falle einer Scheidung nicht lebenslang Unterhalt zahlen. Dieses Recht hat sich im Jahr 2008 geändert. Beide Parteien sind für ihren jeweiligen finanziellen Unterhalt selbst verantwortlich. Anders sieht es jedoch aus, wenn die Ehe länger als 20 Jahre gehalten hat. Dann gilt das Recht von vor 2008.

  • Der Familienunterhalt wird während der Ehe von beiden Eheleuten getragen. Der gesamte Lebensbedarf einer Familie wird hier abgedeckt. Darin sind Kosten für Wohnen, Essen, Kultur oder Urlaub enthalten. Wichtig: Es müssen nicht zwingend Geldzahlungen sein. Der Schwerpunkt liegt hier auf sogenannten Naturalleistungen, wie Betreuung des Kindes oder Haushalt.
  • Der Trennungsunterhalt bezieht sich auf den Zeitraum der Trennung. Dieser gilt ab dem Zeitpunkt, an dem sich Eheleute trennen, bis die Scheidung rechtskräftig ist. Der Unterhalt kann nur bei Bedürftigkeit bezogen werden. Das ist bereits der Fall, wenn diese Person den gewohnten Lebensstandard nicht mehr selbstständig finanzieren kann. Spätestens ein Jahr nach der Trennung besteht für diesen Partner jedoch die Pflicht, sich eine Arbeit zu suchen.
  • Der nacheheliche Unterhalt: Nach der Scheidung sind beide Parteien finanziell für sich selbst verantwortlich. Lediglich in Ausnahmefällen gilt ein nachehelicher Unterhalt, z. B. durch einen ehebedingten Nachteil, wenn eine Person für die Familie zu Hause geblieben ist. Für diesen Fall müssen jedoch glaubwürdige Beweise vorgebracht werden. Auch das Alter oder eine Krankheit können Gründe für den nachehelichen Unterhalt sein. Gerichtliche Auseinandersetzungen sind in diesen Fällen aber keine Seltenheit.
  • Die gemeinsame Wohnung, Konten, Versicherungen… Alles, was bisher geteilt wurde, wird nach der Scheidung getrennt und das sorgt oftmals für viel Zündstoff im Scheidungsverfahren. Einige Punkte können aber schnell abgehakt werden:
    • Überblick über Einnahmen und Ausgaben verschaffen.
    • Wenn nicht schon vorhanden, ein eigenes Konto eröffnen.
    • Versicherungsschutz überprüfen.
    • Steuererklärung: Gemeinsame Abgabe möglich, sofern man in dem Jahr noch einen Tag zusammengelebt hat.
    • Wichtige Dokumente prüfen und anpassen.
    • Bei gemeinsamer Mietwohnung: Klärung, wer an den Mietvertrag gebunden ist und in der Wohnung bleiben möchte.
    • Unterhaltszahlung: gibt es nur in Ausnahmefällen.

Es ist immer ratsam, anwaltliche Unterstützung an der Seite zu haben. Wenn der Scheidungsantrag gestellt wird, benötigt man sowieso juristische Unterstützung, denn die Scheidung muss beim zuständigen Familiengericht eingereicht werden. Hier besteht ein sogenannter Anwaltszwang. Die Scheidung kann man aber auch online in die Wege leiten. Das spart vor allem viel Zeit, weil man dann keine Kanzlei aufsuchen muss. Auch wenn man im Ausland lebt und in Deutschland das Ehescheidungsverfahren einleiten möchte, spart man zudem noch die Reisekosten. Um noch mehr Kosten zu sparen, können sich Eheleute auch einen Anwalt teilen. Im Idealfall handelt es sich nämlich um eine einvernehmliche Scheidung, in diesem Fall ist ggf. auch nur ein Rechtsanwalt von Nöten.

Wie lange dauert eine Scheidung?

Die meisten Ehepaare wollen eine schnelle Scheidung, um rasch einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Im Schnitt dauert eine Scheidung drei Monate. Wie lange dieser Prozess aber tatsächlich braucht, hängt von einigen Faktoren ab. Allen voran ist natürlich das Noch-Verhältnis der Ehepartner entscheidend. Sind sich beide Parteien einig, insbesondere auch bezüglich der Scheidungsfolgen, kann die Auflösung der Ehe recht zügig vonstattengehen. Dazu gehören einzelne Regelungen, die bei der Scheidung getroffen werden müssen. Diese Bestimmungen betreffen unter anderem die Einigung bzgl. des Verbleibs von Hausrat und Ehewohnung. Zudem spielt die Aufteilung des Vermögens eine Rolle. Sind gemeinsame Kinder vorhanden, sind Unterhalt und Umgang zu klären.

Kann man die Scheidung beschleunigen?

Ja, es gibt einige Möglichkeiten, wie man die Dauer des Verfahrens verringern kann:

  1. Eine Online-Scheidung spart viel Zeit und ist
  2. eine gängige Methode, um das Scheidungsverfahren voranzutreiben, denn die Kommunikation zwischen Anwalt und Mandant erfolgt digital und viele Informationen werden per Mail übermittelt. Gerade für berufstätige Scheidungswillige ist dies eine gute Alternative zum herkömmlichen Scheidungsweg. Die Scheidungspapiere können zu jedem Zeitpunkt eingereicht werden.
  3. Oftmals macht der Versorgungsausgleich die Hälfte der gesamten Scheidungsdauer aus! Wer eine Scheidung schnell hinter sich bringen möchte, sollte Sorge dafür tragen, dass er alle Informationen rechtzeitig bereitstellt. Es bietet sich an, die notwendigen Formulare dem Scheidungsantrag beizufügen, damit das Gericht die Unterlagen schon früh erhält.
  4. Bevor sich das Gericht mit der Scheidung befasst, muss ein Gerichtskostenvorschuss geleistet werden. Das Gericht sendet nach Einreichung des Scheidungsantrages eine entsprechende Zahlungsaufforderung an die Parteien, die sich scheiden lassen möchten. Die Kosten müssen innerhalb einer Frist an das zuständige Gericht überwiesen werden. Erst danach wird das Scheidungsverfahren fortgeführt. Um diesen Prozess zu beschleunigen, kann der Scheidungsanwalt die Gerichtskosten direkt begleichen. Mit dem Scheidungsantrag wird dann ein Verrechnungsscheck beim Gericht eingereicht. Die Höhe der Summe richtet sich somit nach den voraussichtlichen Gerichtskosten.
  5. Das Trennungsjahr muss eingehalten werden. Geschieht dies nicht, kann die Scheidung vom zuständigen Familiengericht nicht ausgesprochen werden. Man sollte also vorher genau überprüfen, wann dieser Zeitraum begonnen hat. Was vielen Eheleuten nicht bewusst ist: Eine Trennung kann auch innerhalb der gemeinschaftlichen Wohnung erfolgen. Auch wenn das Trennungsjahr noch nicht vollständig vorüber ist, kann die Scheidung bereits vorbereitet werden: Manche Gerichte akzeptieren auch schon nach einer Trennungsdauer von zehn Monaten den Antrag auf Scheidung. Es empfiehlt sich also, frühzeitig einen Scheidungsanwalt zu kontaktieren. Nur in wenigen Ausnahmefällen geht die Scheidung ohne Trennungsjahr voran.

In Brittas Fall lief die Scheidung recht reibungslos, was für alle Beteiligten von Vorteil war.

„Natürlich war ich froh, als die Scheidungspapiere unterschrieben waren, aber so richtig genießen konnte ich diesen Start in mein neues Leben nicht. Denn ich war doch immer noch psychisch labil, hatte Stimmungsschwankungen und Heulanfälle. Dabei wollte ich doch positiv in die Zukunft schauen und vor allem stark sein für meine Kinder. Und dauernd fühlte ich mich wie zwischen den Stühlen: Ich schwankte zwischen Traurigkeit und Selbstzweifel, dass unsere Ehe nicht geklappt hat, und Wut auf Heiko und wollte andererseits Heiko aber nicht gegenüber unseren Kindern schlecht machen.“

Kerstin Mink: „Sobald Kinder betroffen sind, sollten Schuldzuweisungen unbedingt vermieden werden. Hier gilt der Grundsatz, dass Paare auseinander gehen können, man aber ein Leben lang Eltern bleibt. Dabei zu differenzieren und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Kinder, deren Eltern sich auch nach der Trennung mit Respekt gegenübertreten, haben die besten Chancen, gut aus der Situation herauszukommen. Die Eltern sind absolut gehalten, ihre Bedürfnisse hinter dem Kindeswohl zurückzustellen.“

Denn machen wir uns nichts vor: Eine Scheidung – ob unerwartet oder nicht – ist ein schwerer Schicksalsschlag. Das Leben, wie man es bisher gekannt hat, ändert sich von Grund auf. Man fühlt sich nicht mehr geliebt, alles kann sinn- und wertlos erscheinen, das Selbstwertgefühl kann stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Das sehen auch Paartherapeuten so: Bei einer Trennung geht es um den Verlust eines Menschen, der für das Wohlbefinden einer Person wichtig war. Oft treten in diesem Zusammenhang Trauerreaktionen wie Weinen, sozialer Rückzug und Selbstzweifel auf. Wie Personen auf eine Trennung reagieren, hängt oft mit ihrer Persönlichkeitsstruktur zusammen. Geht eine Beziehung in die Brüche, ist das immer auch mit Enttäuschung verbunden. Herzschmerz, wie Liebeskummer, Ängste und die Frage nach dem Sinn des Lebens können dann zentrale Themen sein. Deshalb scheue Dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um sowohl Deinen eigenen Themen in einem geschützten, reflektierten Rahmen Raum geben zu können. Aber auch ein Gespräch mit Deinem Ex-Partner auf neutralem Boden mit einer vermittelnden, völlig unbeteiligten Instanz kann hilfreich sein, um Konflikte aus dem Weg zu räumen, sich gegenseitig wieder mehr zu verstehen und gemeinsame Ziele zu vereinbaren und zu erreichen.

Die vier Phasen einer Trennung

  1. Die erste Phase der Trennung beginnt direkt nach dem Ende der Beziehung. Es ist die sogenannte „Nicht-Wahrhaben-Wollen-Phase”. Der verlassene Partner geht davon aus, dass der (Ex-) Partner wieder zurückkommt und es doch noch ein Happy End gibt. In den meisten Fällen dauert die Phase einige Wochen, bis der Verlassene sich eingesteht, dass die Trennung endgültig vorbei ist.
  2. Die zweite Phase ist die Phase der Trauer. Die Trauer zieht sich über den längsten Zeitraum der vier Trennungsphasen. Das liegt insbesondere an den unterdrückten Gefühlen, die zur Verarbeitung der Trennung notwendig sind. Oftmals kann die Trauer so überwältigend sein, dass sie in einer Depression mündet.
  3. Nach der Trauer folgt die Phase der Wut. Dass man die Wut zulässt, ist wichtig.  Aber es ist genauso wichtig, ein gesundes Maß an Wut zu finden, damit diese nicht   in Hass ausufert. Die Phase dauert meist nicht allzu lange, kann sich dafür aber sehr schwierig gestalten. Um die Wut einzudämmen und schneller verarbeiten zu können, kann körperliche Betätigung hilfreich sein.
  4. Die letzte Phase ist die der Akzeptanz. Bis diese Phase erreicht wird, kann es durchaus passieren, dass die übrigen drei Phasen der Trennung doppelt oder in unterschiedlicher Reihenfolge durchlebt werden, bis es zu einer Neuorientierung kommt.

So erging es auch Britta. Es dauerte Monate, bis sie und Heiko sich bei ihren Aufeinandertreffen auf einen halbwegs zivilen Umgangston geeinigt hatten. „Natürlich gab es während unserer Ehe auch mal Krach. Wir haben teilweise heftig miteinander gestritten und uns angeschrien, aber wir haben danach immer wieder einen Kompromiss gefunden und uns wieder zusammengerauft. Im Grunde genommen waren wir eine sehr glückliche Familie. Punkt. Dass mir so etwas mit Heiko passieren würde, damit habe ich im Leben nicht gerechnet. Trotzdem blicke ich auf unsere Ehe mit dem Gefühl zurück, dass es eine gute Zeit war, die leider ein trauriges Ende gefunden hat. Auch wenn mich dieser Weg viel Kraft gekostet hat, bin ich dennoch froh, dass ich ihn mit allen Höhen und Tiefen gegangen bin. Auch meinen Kindern geht es gut, sie haben ein tolles Verhältnis zu ihrem Vater und ich muss mir immer wieder vor Augen führen, dass meine Töchter für die Fehler ihres Vaters absolut nichts können. Heute können Heiko und ich sogar wieder zusammen lachen, einen gemütlichen Wein trinken und über unseren Alltag erzählen. Das ist nicht nur schön für die Kinder, sondern auch für uns. Dass wir aber wieder ein Paar werden, ist ausgeschlossen. Es ist gut so, wie es ist.“

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