Positive Gedanken – ein emotionaler Treibstoff
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Positives Denken ist gar nicht so einfach. Erst recht nicht, wenn es scheinbar keinen Grund dazu gibt. Achtung, Spoiler! Selbst wenn ein Moment noch so schlecht und unglücklich erscheint, reicht auch dieser aus, um positive Gedanken voranzutreiben und damit auch uns und unser zukünftiges Handeln. Liegt es also an unserer Einstellung zum Leben, dass positives Denken manchmal so schwer fällt? Und was genau sind diese positiven Gedanken überhaupt?

Kurz vor Mitternacht. Nils kann einfach nicht einschlafen. Nicht zum ersten Mal. Schon wieder spielen seine Gedanken verrückt und kreisen um die letzten Tage. Seine Ex-Freundin hat geheiratet. Zwar sind Nils und sie schon seit zwei Jahren getrennt, trotzdem hat ihm die Nachricht den Boden unter den Füßen weggezogen. Jedes Mal, wenn er daran denkt, dass sie jetzt einen anderen Nachnamen trägt als seinen, steigt die blanke Wut in ihm auf. Wut. Nichts anderes als Wut. Und diese Wut ist mittlerweile so ausgeprägt, dass sie einen festen Platz in Nils‘ Alltag eingenommen hat. Positive Gedanken? Nein, danke. Stattdessen lebt er ganz nach dem Motto: Allein sein – allein bleiben. In Selbstmitleid baden und niemanden an sich heranlassen. So kann er wenigstens keinen Schmerz mehr empfinden. Diese negative Einstellung hat allerdings schwerwiegende Folgen…

 

Was sind positive Gedanken?

Freude, Motivation, innere Stärke, Zufriedenheit und gute Laune. Dahinter stecken positive Gedanken. Ein emotionaler Treibstoff, der sowohl nach innen als auch nach außen sehr machtvoll ist. Wie Dalai Lama einst sagte: „Positive Taten setzen eine positive Einstellung voraus.“ Unser Denken ist also ein Grundstein für unser Handeln. Es ist die Ursache für alles, was wir tun… oder eben nicht tun. Positive Gedanken sorgen für eine vermehrte Endorphin-Ausschüttung, weshalb wir optimistisch gestimmt sind und unsere Freude nach außen tragen können. Aber damit noch nicht genug. Mit einer positiven Einstellung wirken wir auf andere Menschen attraktiver, können Stress bewältigen und inneren Frieden finden. Positive Gedanken wirken aufbauend, stärken den Glauben an uns selbst und unser Selbstbewusstsein.

Klingt gut?

Dann setzen wir uns doch einfach mal mit der Frage auseinander, wie man positive Menschen erkennen kann. Was kommt Dir als erstes in den Sinn, wenn Du an einen positiven Menschen denkst? Kommt Dir vielleicht sogar direkt eine bestimmte Person in den Sinn? Um ein Missverständnis direkt auszuräumen: Positive Menschen stehen auch nicht immer oben auf dem Glücksrad. Auch sie fallen tief. Leiden. Spüren Schmerzen, weinen, sind verzweifelt und tragen auch negative Gedanken mit sich herum. Aber sie wissen, wie sie aus diesem Loch wieder herauskommen und tragen immer eine gewisse positive Grundeinstellung in sich. Was also sind Beispiele für positives Denken?

Die Eigenschaften eines positiven Menschen

Positive Menschen

  • verlieren nie ihr Lächeln,
  • sind dankbar und motiviert,
  • suchen Lösungen für ihre Probleme,
  • nutzen ihre Chancen um weiterzukommen und beschränken sich nicht auf ihre Komfortzone,
  • leben im Hier und Jetzt und lassen Vergangenes in der Vergangenheit.

Das mit dem „im Hier und Jetzt leben“ hat bei Nils nicht funktioniert. „Ich war wirklich über sie hinweg. Klar, sie wird mir immer wichtig bleiben, schließlich habe ich sie geliebt – so sehr, wie sonst noch niemanden. Aber die negativen Gedanken und das Wutgefühl wollten einfach nicht mehr verschwinden. Bei der Arbeit stand ich immer häufiger neben mir, habe meine schlechte Laune an meinen Kolleginnen und Kollegen ausgelassen. Ich wusste, dass es falsch war, konnte es aber nicht abstellen.“ Nils hat mit allen Mitteln versucht, sich abzulenken. Kurzweilig ist sein Plan aufgegangen. Beim Sport konnte er seine negativen Gedanken vergessen, jedoch waren sie nach dem Training sofort wieder ganz präsent.

Was sind Beispiele für negative Gedanken?

Albert Ellis, der Begründer der Rational Emotiven Therapie, bezeichnet die verschiedenen Formen der negativen Gedanken als irrationale Gedanken, denn sie seien entgegen aller Vernunft.[1] Zu den häufigsten negativen Gedanken zählen:

1.      übertriebene Verallgemeinerung,

2.      mit zweierlei Maß messen,

3.      Alles-oder-Nichts-Denken,

4.      eingeengte Wahrnehmung,

5.      Übertreibung von Fehlern,

6.      Leugnung des Positiven.

 

Die Auslöser für negative Gedanken sind vielseitig. Jeder Mensch geht mit unterschiedlichen Situationen anders um. Was Nils nahezu an den Rand der Verzweiflung treibt, kann einen anderen Menschen kalt lassen. Vielleicht würde sich jemand anderes sogar für seinen Ex-Partner oder seine Ex-Partnerin freuen. So sagt etwa Mareike Zimmer, Beraterin für Persönlichkeitsentwicklung und Dozentin für Wirtschaftspsychologie an der Europäischen Fernhochschule in Hamburg, in ihrem Interview mit der AOK: „Wenn jemand anderer Meinung ist als wir, können wir seinen Einwand zum Beispiel als Konfrontation und Ablehnung unserer Person interpretieren und fühlen uns – ausgelöst durch unsere  persönliche Denkweise in dieser Situation – verärgert, verletzt oder hilflos. Unsere individuelle Wahrnehmung der Situation löst somit negative Gefühle in uns aus, die zu einer inneren Blockade führen und unseren Handlungsspielraum in der Situation einschränken. Schaffen wir es nicht, uns von dem negativen Gefühl zu distanzieren, reagieren wir meist unangemessen. In unserem Ärger greifen wir unser Gegenüber verbal an, werden laut oder verlassen wütend den Raum. Sind wir durch den Einwand unseres Gegenübers verletzt, ziehen wir uns beleidigt zurück oder reagieren mit Vorwürfen. Alles wenig konstruktive Reaktionen.“[2]

Was mache ich, wenn ich negative Gedanken habe? – Auch Nils hat sich diese Frage gestellt. Grund dafür war eine Auseinandersetzung mit seinem Freund Tim. Seit Wochen haben sie sich nun nicht mehr gesehen, nicht miteinander gesprochen. Denn Nils hat alles verallgemeinert. Mittlerweile hat sich der Gedanke eingeschlichen, dass er sich schützen muss. Bevor er noch einmal so überrascht wird und noch einmal so einen Schmerz empfindet. „Also habe ich zu keinem Treffen mehr zugesagt. Ich dachte, es sei besser so.“ Eines Abends stattete Tim seinem Freund einen unangekündigten Besuch ab und wollte mit Nils sprechen. Ihn davon überzeugen, dass ihre Freundschaft bestehen bleibt und nichts und niemand dazwischenfunken kann. Das konnte oder wollte Nils ihm nur leider nicht glauben und so entstand ein ordentlicher Streit. Einen solchen Streit hat es zwischen den beiden noch nie gegeben und da wurde Nils klar: „Ich muss etwas von Grund auf ändern.“ Er hat sich eingestanden, dass seine negativen Gedanken die Macht über sein Handeln übernommen hatten.

Warum negatives Denken krank macht

Als seien die negativen Gedanken an sich nicht schon schlimm genug. Da haben sie auch noch gesundheitliche Folgen! So schreibt Susanne Körner in ihrem Blog, dass die negativen Gedanken Deine körperliche und mentale Kraft rauben können. Auch kann durch das andauernde Gedankenkarussell der Schlafrhythmus leiden. Haben wir zu wenig Schlaf, folgt daraus auch eine geringe Motivation, sich neuen Dingen anzunehmen, was dem persönlichen Wachstum im Weg stehen kann.[3]  Zahlreiche Psychologen weisen darauf hin, dass zu viele negative Gedanken krank machen können.[4]

Wie kann man negative Gedanken in positive Gedanken umwandeln?

Dass man nicht immer gute Laune hat und auch nicht immer wie die Sonne strahlt, ist völlig normal. Gutes Wetter ist ja auch kein Standard. Schwierige Momente gehören zum Leben dazu, stellen einen Lernprozess dar und uns auf die Probe. Wie bekomme ich positive Gedanken? Susanne Körner sagt, dass der erste, aber extrem wichtige Schritt ist, dass man sich seiner negativen Gedanken bewusst wird.[5] Danach helfen, wie so häufig, Reflexion und Achtsamkeit. Auf sich selbst bezogen und auch auf das unmittelbare soziale Umfeld, Familie und Freunde.

  1. Versetze Dich in die anderen hinein
    Manchmal denkt man einfach nicht darüber nach, was man sagt und dass es vielleicht sogar verletzend für den anderen sein könnte. Aber war das wirklich so böse gemeint, was man Dir gesagt hat? Oder hast Du es vielleicht einfach nur falsch aufgefasst? Versuche, Dein Gegenüber zu verstehen, aber interpretiere nicht so viel in die Aussage hinein. Das macht Dich nur verrückt.

  2. Was magst du an Dir?
    Kannst Du gut kochen? Gut singen? Feiern? Was sind Deine Talente? Was magst Du an Dir? Stelle Dir diese Fragen und lerne, Dich wieder selbst mehr zu lieben und zu akzeptieren. Das alles führt zu Deinem Glück.

  3. Tausche Dich mit anderen aus
    Ja, richtig gehört. Raus aus Deinem Versteck. Schluss mit der Isolation. Gehe unter Leute. Trinkt etwas zusammen, plaudert, lacht, weint zusammen. Es wird sich nicht mehr nur alles um Dich drehen. Du wirst merken, dass es anderen auch mal schlecht geht. Vielleicht sogar schlechter als Dir. Du kannst der Person helfen, zuhören, sie wieder glücklich machen. Nimm das als Anreiz, damit es Dir auch wieder besser geht.

  4. Entdecke Dich neu
    Kanu fahren. Yoga. Kochen. Segeln. Probiere neue Dinge aus. Ruhige oder spektakuläre Dinge. Erlebe Abenteuer. Sei laut, wild. Sei frei. Sei Du selbst. Erzähle anderen davon und fühle Dich gut dabei. Spürst Du ein Lächeln auf Deinen Lippen? Oder sogar in Deinem Herzen? Dann ist es wohl das Richtige für Dich.

  5. Treibe Sport
    Sportliche Aktivitäten setzen Glückshormone frei. Treibe jeden Tag für eine halbe Stunde Sport. Das reicht schon aus, damit Du Dich spürbar besser fühlst. Ruhig auch mit anderen Leuten zusammen. Vielleicht ergibt sich die Chance, ganz neue Leute kennenzulernen.


Nils hat Sport zu seinem festem Lebensbestandteil gemacht. Er hat sich Tim geöffnet und ihm erzählt, was ihm so schwer im Magen liegt. Danach ging es ihm schon viel besser. Gemeinsam mit Tim konnte Nils seine düsteren Gedanken nach und nach verarbeiten. Auch wenn er immer noch nicht glücklich ist, wenn er an seine Ex-Freundin denkt, hat er ihre Entscheidung mittlerweile akzeptiert und ist wieder offen für die schönen Seiten des Lebens.

Bist Du eher der Optimist oder der Pessimist? Prägen Dich positive oder negative Gedanken? Wie empfindest Du Dich und Deine Gedanken?

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Quellen: 

  • [1] Woran erkennt man negatives Denken? (psychotipps.com)
  • [2] Wer bin ich, wenn meine Gefühle mächtiger sind als mein Verstand? (aok.de)
  • [3] Warum Du negative Gedanken unbedingt stoppen solltest – Hamburg (susanne-koerner.com)
  • [4] Wenn dich deine Gedanken krank machen – Gedankenwelt
  • [5] Negative Gedanken: Nehme sie an die kurze Leine – Hamburg (susanne-koerner.com)
  • Bilder: Credit Andrea Piacquadio