Das stört mich an Dir – aber soll ich Dir das ehrlich sagen?
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Paula möchte mit Niko über ihren Tag reden. Im Job war viel los und sie hat sich viele Gedanken gemacht. Außerdem hat sie sich ein neues Kleid gekauft. Paula erzählt, Niko hört nur mit halbem Ohr hin, nickt hin und wieder, ist aber so gar nicht im Hier und Jetzt. Paula führt ihr neues Kleid vor, Niko schaut kaum vom Handy auf, murmelt „schön“, obwohl es ihm überhaupt nicht gefällt – so viel hat er immerhin gesehen – und das merkt auch Paula. Sie hat das Gefühl, dass sie Niko manchmal total egal ist. Sie möchte ihm das gerne sagen, weiß aber nicht wie. Er würde ihr gerne sagen, dass sie das Kleid umtauschen soll, hat aber jetzt keinen Nerv dazu. Die letzten Male, wenn sie versucht haben, sich zu sagen, was sie aneinander stört, ist das immer im Streit geendet. Paula und Niko sind beide verunsichert, ob es wirklich wichtig ist, sich immer ehrlich zu sagen, was sie stört. Sie lieben sich ja trotzdem.

Desinteresse, Handy-Sucht, Sportwahn, ständiges Schnarchen, Rauchen, Besserwisserei, Geiz, Angeberei, Nörgeln. Das alles und noch viel mehr können Dinge sein, die einen am Partner stören und trotzdem lieben wir diese Person – auch wenn es manchmal schwer und anstrengend ist – mit all ihren Macken. Ist es besser, den Partner damit zu konfrontieren oder soll man besser die Macken stillschweigend ertragen – also irgendwie lügen?

Ein bisschen gesellschaftsfähig scheint Lügen heutzutage zu sein. In einer Umfrage von splendid research im Jahr 2018 gaben 58 % der Befragten an, täglich zu lügen. Als Grund gab fast die Hälfte an, dass sie jemandem eine Freude bereiten wollten, 37 % wollten jemanden schützen oder ihm Trost spenden (1).

Gerade in langjährigen Beziehungen wird das Lügen oder Verschweigen häufig zum Alltag, was jedoch nicht zwingend mit einer bösen Absicht verbunden ist. Im Gegenteil. Manchmal tut die Wahrheit weh, sie macht einfache Sachen unnötig kompliziert, sie ist verletzend und schonungslos. Davor will man seinen Partner doch ganz einfach beschützen. Dann greift man nun mal zur (Not-) Lüge. Aber dauerhaft kann das nicht die Lösung sein. Lügen oder Verschweigen kommt am Ende immer raus und dann geht es uns selbst und unseren Partnern noch schlechter.

Und manchmal werden Eigenschaften des Partners auch so unerträglich, dass es einen unglücklich macht und möglicherweise die Beziehung oder Ehe gefährdet. Daher der ganz klare Rat, den auch unsere Großeltern schon kannten: Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. „Damit wir nicht verlernen, uns zuzuhören und destruktive Kommunikationsmuster entwickeln“, sagt Dorothee Ellerbrake, Paarberaterin in Düsseldorf.

Wie stellt man das am besten an, ohne den Partner zu verletzten oder die Situation noch schlimmer zu machen?

  1. Versuche nicht, Deine*n Partner*in hinterrücks zu verändern. Diese Macke(n) ist/sind Teil Deines/r Partners/in und damit auch Teil Eurer Beziehung. Sprich ihn/sie auf das an, was Dich stört. Ohne dass es wie ein Vorwurf klingt. Damit kommen wir zum zweiten Punkt:
  2. Ehrlichkeit! Ehrlichkeit ist der Schlüssel zu einer glücklichen und funktionierenden Beziehung. Nur wie stellt man es richtig an? Die Wahrheit tut manchmal weh, ist aber notwendig, um wieder glücklich zu werden. Passe den richtigen Moment ab. Am besten sprichst Du es an, wenn Ihr beide alleine seid und keiner von Euch gerade etwas zu tun hat. So könnt Ihr ganz unbeschwert reden und Euch gegenseitig auch wirklich zuhören.
  3. Alles, nur keine Vorwürfe! Lasse es niemals so klingen, als würdest Du Deinem/r Partner*in dieses Problem vorwerfen. Ist vielleicht auch so. Kommt es aber auch so bei Deinem/r Partner*in an, gibt das nur noch mehr Problem und hilft keineswegs dabei, eine vernünftige Unterhaltung zu führen.
  4. Ich-Botschaften senden
    Finde einen Weg, Deine Gefühle zu den Problemen aus Deiner Sicht vorab so zu formulieren, dass Du Deine*n Partner*in im Gespräch nicht verletzt, weil Du Dich zu emotional, unvorsichtig oder angreifend ausgedrückt hast.
    Vermeide zum Beispiel Sätze wie: „Du machst immer…“ und verwende stattdessen lieber Ich- und Wir-Botschaften wie:
    • „Ich sehe ein Problem in…“
    • „Ich habe schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass…“
    • „In meinen Augen haben wir ein Problem, weil…“
    • „Ich bin zur Zeit überfordert, weil…“
    • „Wir als Team sollten überdenken, wie es weitergeht, weil…“
  5. „Ich sehe ein Problem in…“
  6. „Ich habe schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass…“
  7. „In meinen Augen haben wir ein Problem, weil…“
  8. „Ich bin zur Zeit überfordert, weil…“
  9. „Wir als Team sollten überdenken, wie es weitergeht, weil…“
  10. Findet einen Kompromiss, mit dem Ihr beide leben könnt.
  11. Sucht Euch ein gemeinsames Hobby, das Ihr dann auch beide regelmäßig zusammen ausübt. So kommt Eure gemeinsame Zeit auf jeden Fall nicht zu kurz und Ihr könnt neue Seiten an Eurem/r Partner*in kennen und lieben lernen.
  12. Nehmt Euch Zeit! Ganz viel Zeit! Eine Beziehung zu retten, die Probleme zu lösen, ist anstrengend und zeitaufwendig. Wollt Ihr beide das Problem an der Wurzel packen, ist es die Zeit aber auf jeden Fall wert.
  13. Ja, der/die Partner*in kann einem manchmal gewaltig auf die Nerven gehen, also: Gönnt Euch aber auch genug Freiraum. Lasst den/die Partner*in auch einfach mal machen und am Ende des Tages könnt Ihr Euch ganz entspannt austauschen und freut Euch aufeinander.
  14. Tauscht Euch mit anderen aus und versucht, Euch von neutralen Personen Rat zu holen.

Es ist klar, dass diese Tipps keine Lösung für alle Probleme bieten. Jede Beziehung ist ja auch einzigartig und individuell, aber eins steht fest: Offenheit und Ehrlichkeit waren, sind und bleiben für immer das einzige Mittel, das in jeder Beziehung helfen wird!

Wenn Ihr Schwierigkeiten habt, mit Eurem/r Partner*in zu sprechen und dabei vielleicht bereits Konfliktsituationen entstanden sind, beherzigt den Vorschlag von Dorothee Ellerbrake: „Der ewige Klassiker ist sicherlich die Kommunikation, die oft wenig wertschätzend ist, wenn Konflikte hochkochen. Ich helfe Paaren und auch Familien, negative Kommunikationsmuster aufzulösen. Oft braucht es nur ein bis zwei Treffen, um Paaren zu verdeutlichen, was die Kommunikation des einen mit dem anderen „macht“. Dieses gegenseitige Vorführen vor einer neutralen Person wie mir erzeugt bei vielen den ein oder anderen „Aha-Moment“. Wir kennen alle diese Themen und lachen teilweise herzhaft in den Sitzungen!“

Was meint Ihr? Wie ehrlich sollte man in einer Partnerschaft sein? Sagt Ihr immer, wenn Euch etwas stört? Schreibt uns gerne an

info@realitybites.online

Oder nehmt Kontakt zu unseren Experten wie Dorothee Ellerbrake auf, wenn Ihr Rat oder Hilfe benötigt.

Euer Team von reality bites.

Quellen: