Perfektionismus – wenn der Wille nach „mehr“ krank macht
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In einer Welt, in der man ständig gezeigt bekommt, wie man auszusehen hat und wie man sein muss, um erfolgreich, wertvoll oder liebenswert zu sein, ist es schwierig, sich selbst zu akzeptieren. Man denkt, man sei zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein, zu schüchtern, zu laut, zu anders – einfach nicht gut genug. Es entsteht ein Druck, sich ständig optimieren zu müssen. Diesen Druck hat auch Mareike zu spüren bekommen.

Mareike steht vor dem Spiegel und betrachtet sich ganz genau. Sie trägt eine Jeanshose und einen weiten Pullover. Ihre Oberschenkel berühren sich. Das Ziel einer sogenannten „thigh gap“ hat sie immer noch nicht erreicht. Ihre Freundinnen hingegen schon und auch im Internet vergleichen sich die Menschen untereinander. Je sportlicher, größer, schlanker und muskulöser, desto besser. Der viele Sport, das ganze Hungern, die unzähligen Diäten… War das alles etwa umsonst? Ihr einziger Gedanke: „Ich muss noch härter an mir arbeiten.“ Statt zweimal in der Woche das Fitnessstudio zu besuchen, geht sie morgens vor der Arbeit joggen, fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit. Ihre Mittagspause verbringt sie im firmeneigenen Gymnastikraum und trainiert dort, anstatt etwas zu essen. Nach der Arbeit fährt sie mit dem Fahrrad zusätzlich noch ins Fitnessstudio, macht Kraft- und Ausdauertraining und nimmt einen Proteinshake nach dem anderen zu sich. Nach drei Stunden harten Trainings fährt sie völlig erschöpft nach Hause, duscht und legt sich anschließend schlafen. Diese Routine behält sie drei Wochen bei, die „thigh gap“ ist mittlerweile erkennbar, es ist aber auch erkennbar, dass es Mareike zunehmend schlechter geht. Trotzdem kann und möchte sie mit dem harten Training nicht aufhören… Bis sie mit Herz-Kreislauf-Problemen ins Krankenhaus eingeliefert wird.

Etwa 14 % der Deutschen sind in einer ähnlichen Lage wie Mareike und finden ihren Körper unschön. Sie fühlen sich in ihrem Körper nicht wohl. Dies ergibt sich aus einer Umfrage aus dem Jahr 2019. Doch warum ist das eigentlich so? Woher kommt die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper? Was lässt die Mehrheit der Menschen denken, dass genau DIESES Aussehen DAS perfekte Aussehen ist? Dass es so perfekt ist, dass man sich daran orientieren möchte? Dass man sich daran vielleicht sogar orientieren muss? Für Mareike ist klar: Das liegt insbesondere an den gesellschaftlichen Schönheitsidealen und den sozialen Medien. Hier wird häufig ein so realitätsfernes Schönheitsideal vermittelt, dem nur die allerwenigsten Leute entsprechen. Trotzdem möchten viele sich dahingehend verändern, dass sie auch dieses Ideal vermitteln können und setzen dafür sogar ihre Gesundheit aufs Spiel. Aber was ist eigentlich ein „Ideal“? Ist Schönheit ein Ideal? Wie zeichnet sich Schönheit aus? Wie bei Männern und wie bei Frauen? Durch nach hinten geworfenes Haar? Oder lieber zur Seite? Lang, mittellang oder kurz? Offen tragen oder doch lieber zum Zopf gebunden? Blonde, schwarze, braune, rote Haare? Oder eine ganz andere Haarfarbe? Ein Dreitagebart bei Männern oder gar kein Bart? Schnauzer oder Vollbart? Ist die Körpergröße bei Männern ab 1,80 m gut genug? Vielleicht sogar perfekt? Und was ist dann mit kleineren Männern? Entsprechen sie jetzt nicht mehr dem Ideal? Machen bei Frauen die langen Beine ein Ideal aus? Eine kleine oder große Körbchengröße?

Eine kurze Antwort auf sehr viele Fragen: Es gibt kein eindeutiges Ideal. Ideal ist Gefallen. Ideal ist ein Geschmack. Und wie man weiß, sind Geschmäcker bekanntlich verschieden. Deswegen versteht auch jeder etwas anderes unter einem idealen Körper. Die Mehrheit versteht unter einem Ideal jedoch meist einen sportlichen Körper mit wenig bis keinem Fettanteil, schönen Augen, prächtigen Haaren und langen Beinen.

Die Medien und was sie mit dem Körperkult zu tun haben

Das Wichtigste zu Beginn: Jeder Mensch ist schön. Mehr gibt es nicht hinzuzufügen.

Nur leider fühlen sich viele Menschen in ihrem Körper unwohl und versuchen einiges, um dieses Gefühl zu ändern. Schönheitsoperationen und viel Sport sind dabei die gängigen Maßnahmen, um sein Äußeres zu verändern.

Auch Mareike ist nicht vor der Idee einer Schönheitsoperation zurückgeschreckt. Zwar ist ihre thigh gap mittlerweile erkennbar, aber das war nicht genug. „Ich wollte mehr. Ich brauchte mehr“, gibt sie heute zu. Sie hat schon lange mit dem Gedanken gespielt, eine Schönheitsoperation an sich durchführen zu lassen. Der Gedanke wurde immer realer, denn die Vergleiche im Internet mit dem Aussehen anderer Menschen hat sie unter Druck gesetzt. Mehr Zeit in Sport konnte sie nicht investieren. Es war keine Zeit mehr übrig. Sie hatte sogar schon eine Abmahnung von ihrem Arbeitgeber erhalten, weil sie in kürzester Zeit zu oft gefehlt hat – um Sport zu treiben und an ihrem Körper zu arbeiten. „Ich habe beinahe alles verloren und es war mir egal. Ich musste mein Ziel erreichen und besser und hübscher als die anderen sein. Dafür hätte ich alles getan. Also habe ich mich auch unters Messer gelegt und mir einen Teil meines Körperfettes absaugen lassen.“ Nach solch einer Operation sollte man mehrere Wochen keinen Sport treiben. Diesen Hinweis ihres Arztes hat Mareike vollends ignoriert. Bereits zwei Tage später hat sie unter starken Schmerzen noch härter für ihr Ziel gearbeitet. Ihr wurde schwindelig. Alles hat sich gedreht. Und dann wurde sie ohnmächtig.

In manchen Fällen, so wie auch bei Mareike, hören diese Maßnahmen jedoch nicht irgendwann auf. Sie können im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen. Betroffene leiden dann unter einem Schönheitswahn – also dem Drang, sich äußerlich ständig optimieren zu wollen. Und das um jeden Preis. Heutzutage wird man immer und überall mit Bildern und Videos konfrontiert, die eine Auffassung von Schönheit vorgeben. Sei es im Fernsehen, in Magazinen, auf Plakaten oder im Internet. Überall werden DIE perfekten Menschen dargestellt. Das lässt einen „Normalo“ sehr schnell denken, dass man nicht gut genug ist. Damit ist die Frage, wer oder was die Schönheit definiert, auch schon beantwortet: Zum großen Teil die Medien. Jedoch sind auch andere Faktoren mögliche Auslöser für die veränderte Selbstwahrnehmung. Auch eine genetische Veranlagung, eine Serotoninstörung oder traumatische Erfahrungen können Gründe sein. Aber sollte nicht jeder für sich selbst entscheiden können, was er unter Schönheit verstehen möchte? Denn die Schönheit liegt doch bekanntlich im Auge des Betrachters.

Dysmorphophobie: Wenn der Körperkult zum Körperwahn wird

Die Dysmorphophobie ist eine psychische Störung, bei der sich die Erkrankten hässlich oder sogar entstellt fühlen. Und das, obwohl sie keine Schönheitsmakel haben. Dabei konzentrieren sie sich auf bestimmte Körperregionen, die sie als verunstaltet ansehen: das hervorstehende Kinn, die zu krumme Nase, die krausen Haare oder die zu unrein scheinende Haut. Die häufigsten Problemzonen betreffen Nase, Haut, Zähne und Kopfform. Jeder Moment und jeder Gedanke drehen sich ausschließlich um ihr Aussehen. Grund dafür ist eine sogenannte Körperbildstörung. Das ist sowohl für die Betroffenen selbst als auch für die Menschen in ihrer Umgebung sehr belastend und nervenaufreibend. Viele Betroffene isolieren sich zunehmend von der Gesellschaft aus Angst vor Ablehnung. Ca. zwei Prozent der Bevölkerung leidet unter der Dysmorphophobie. Dabei sind Frauen etwas mehr betroffen als Männer. Die Dysmorphophobie kann auch in Kombination mit einem Wahn auftreten. Die Erkrankten sind sich dann sehr sicher, dass die Wahrnehmung des eigenen Körpers tatsächlich der Realität entspricht. Anderen Betroffene hingegen ist klar, dass die Selbstwahrnehmung in keinem Fall mit der Realität übereinstimmt.

Typische Symptome für die Dysmorphophobie sind:

  • Soziale Ängste: Öffentliche Orte werden überwiegend vermieden. Aus Angst davor, dass andere das verunstaltete Körperteil verurteilen und man gedemütigt wird.
  • Rückversicherung: Man vergleicht sich ständig mit anderen Menschen, um sich zu vergewissern, wie das soziale Umfeld den Makel wahrnimmt.
  • Gedankenkreisen: Die Gedanken drehen sich nur um das eigene Aussehen.
  • Übermäßige Körperpflege: Dazu zählt das häufige Kämmen, Rasieren, Waschen oder (permanente) Haarentfernung.
  • Camouflaging: Mithilfe von Make-Up wird der Makel verborgen oder ausgebessert.
  • Körpermanipulation: An den betroffenen Stellen wird zwanghaft herumgedrückt, gezupft oder gekratzt.
  • Zwanghaftes Überprüfen: Man unterwirft sich ständig einem kritischen Blick im Spiegel, um den Makel immer wieder zu inspizieren.

Wer mit seinem Aussehen unzufrieden ist, leidet häufig auch unter psychischen Folgen. Depressionen und Trauer oder ein geringes Selbstwertgefühl sind bei den meisten

Der gefährliche Weg hin zum Perfektionismus

Um dem Ideal der Gesellschaft zu entsprechen, entwickeln sich viele Betroffene zu Perfektionisten. Jede Aufgabe muss perfekt zu Ende gebracht werden. Der Anspruch, den man an sich selbst stellt, und der Druck, den man sich nicht nur selbst macht, sondern der auch von außen kommt, ist enorm. Er ist nahezu riesig und betrifft mit der Zeit jeden Lebensbereich. Nicht nur das Arbeitsleben ist betroffen, auch im Privatleben geht man an vieles oder alles perfektionistisch heran. Die perfekte Mutter, Schwester, Tochter, Freundin, Arbeitskollegin zu sein und allen Anforderungen gerecht zu werden ist das große Ziel. Die Angst zu scheitern und Fehler zu machen, ist dabei ein ständiger Begleiter. Man bekommt das Gefühl vermittelt, dass man immer mehr geben muss. Und diesem „Befehl“ geht man dann auch nach.

Ihre Resultate teilte Mareike regelmäßig im Internet mit „vorher-nachher“-Beiträgen. Es war ihr wichtig, was andere über sie denken. Wie sie gesehen wird. Und im Internet fand sie genau die Bestätigung, die sie suchte: Anderen gefiel, was Mareike machte. „Es war schön. Die Kommentare, die vielen Likes… Ich habe mich als Vorbild gesehen. Ich musste noch besser werden. Gut war nicht gut genug. Die kurze Zeit hat so viel mit mir gemacht. So vieles ist passiert. Da konnte ich nicht einfach aufhören. Dabei sollte dann erst das wirklich Heftige passieren.“

Hohe Ansprüche an sich selbst zu haben wird als Charakterstärke angesehen. Dabei kann ein „zu viel“ sogar die Gesundheit belasten und gefährden, so wie bei Mareike: „Ich wurde ins Krankenhaus eingeliefert, weil ich ohnmächtig wurde. Ich habe tagelang nichts Vernünftiges gegessen und es – so kann ich heute sagen – deutlich übertrieben. Das war der Tag, an dem sich alles änderte. Ich wurde angestarrt und verurteilt. Verurteilt für das, was ich mache. Verurteilt für das, was ich bin. Und das hat mich sehr verletzt. Es war nicht so, wie im Internet. Ich wurde nicht bewundert. Nicht gefeiert. Da ist mir erst so richtig bewusst geworden, wie sehr ich mich verbogen habe, um anderen zu gefallen. Ich habe mir ja selbst nicht einmal gefallen. Das heißt: Die ganze Tortur habe ich über mich ergehen lassen, um andere zu beeindrucken. Um für sie das Ideal zu sein. Hätte ich so weiter gemacht, dann wäre ich heute höchstwahrscheinlich nicht mehr hier.“

Was ist Perfektionismus?

Perfektionismus kann als das Streben nach einem Ideal von Vollkommenheit in vielen Lebensbereichen verstanden werden. Ein perfektionistisches Verhalten ist dann noch vertretbar, wenn eine gewisse Toleranz für eigene Fehler und die von anderen vorhanden ist. Jedoch ist das Ziel, perfekt zu sein, mit einer starken Angst davor, etwas falsch zu machen, verbunden. Ein sogenannter problematischer Leidensdruck entsteht, wenn Perfektionisten die eigenen hohen Ansprüche zum Mittelpunkt ihres Lebens machen und sich so hineinsteigern, dass das Selbstwertgefühl darunter leidet.

Welche Probleme haben Perfektionisten?

Menschen, die unter ihrem eigenen Perfektionismus leiden, fühlen sich häufig als Versager, sobald sie keine hervorragende Leistung bei ihrer Arbeit oder im schulischen, privaten oder sozialen Leben haben. Zusätzlich kann Perfektionismus die eigene Entscheidungsfindung beeinträchtigen, denn alles muss ins kleinste Detail überdacht werden, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen. Perfektionismus kann zudem ein Grund dafür sein, die eigenen Erfolge nicht als solche anzuerkennen. Daraus folgen verschiedene Eigenschaften, wie z. B. Prüfungsangst oder Aufschiebeverhalten. So finden Perfektionisten häufig Gründe, um ihre Erfolge nicht als gut anzuerkennen. Auch können Spontaneität und Freude darunter leiden. Auf lange Sicht drohen Burn-out oder Depressionen. In einigen Fällen sind auch Essstörungen eine Folge, da die hohen Ansprüche mit der Zeit zu chronischem Stress führen können. In vielen Situationen führt ein zu ausgeprägter Perfektionismus zu Ängsten, starken Selbstzweifeln oder Blockaden im eigenen Handeln und Denken. Außenstehende können die Denkweise eines Perfektionisten nur schwer nachvollziehen. Neben den eben genannten Problemen gibt es jedoch noch zahlreiche weitere:

  • Perfektionisten nehmen alles persönlich
    Das liegt allem voran daran, dass Perfektionisten nur schlecht mit Kritik umgehen können. Sie selbst sind ihre größten Kritiker und möchten sich ständig übertreffen. Daraus folgt gleichzeitig auch ein erschwertes Verständnis für Kritik, denn Fehler sind grundsätzlich ausgeschlossen. Ihre Unsicherheit ist ein Auslöser dafür, dass jede Kritik, jeder Scherz auf die eigene Person bezogen wird. Um dagegen vorzugehen, entwickeln Perfektionisten eine Abwehrreaktion und arbeiten in der Zukunft noch härter, um Fehler und Kritik zu vermeiden.
  • Perfektionisten empfinden sich selbst als faul
    Wer perfektionistisch ist, ist dauerbeschäftigt und in die Arbeit vertieft. Dennoch empfinden Perfektionisten sich selbst als faul und ihre erbrachte Leistung nie als gut genug. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn angefallene Aufgaben länger dauern als man eingeplant hat. Um dem entgegenzuwirken, wird die Arbeit häufig mit nach Hause genommen. Überstunden sind also ein fester Bestandsteil ihres Lebens. Wird dieses Verhalten chronisch, dann können gesundheitliche Schäden die Folge sein.
  • Perfektionisten tun sich mit Teamarbeit schwer
    In einem Team müssen Kompromisse eingegangen werden, um gemeinsam arbeiten zu können. Gemeinsame Arbeit. Gemeinsame Erfolge oder auch Misserfolge. Das ist nichts, was Perfektionisten gerne machen. Am liebsten würden sie alle Aufgaben selbst in die Hand nehmen, denn so können sie sicher sein, dass alles mit derselben peniblen Arbeitsweise geschieht und die Arbeit fehlerfrei ist.

Wie entsteht Perfektionismus?

Perfektionismus ist nicht angeboren. Es entwickelt sich häufig in der frühen Kindheit über die jeweiligen Lernerfahrungen und der damit verbundenen Sehnsucht nach Anerkennung und Lob. In der Kindheit kann man durch Ablehnung oder Bestrafung lernen, sich strikt an Regeln und Normen der Gesellschaft zu halten. Dieses Verhalten kann sich im späteren Erwachsenenalter in einer peniblen Genauigkeit und fehlerfreien Arbeitsweise widerspiegeln.

Action-Box:
Neigst Du zu Perfektionismus?
Mache den Selbsttest!

Mit dem folgenden Test kannst Du herausfinden, ob Du perfektionistische Züge aufweist. Für jede zutreffende Aussage gibt es einen Punkt. Nach dem Test kannst Du alle Punkte zusammenzählen und die Antworten vergleichen.

  1. Eine detaillierte Ordnung ist mir wichtig. Alles muss einen festen Platz haben.
  2. Andere sagen von mir, ich sei perfektionistisch.
  3. Für Fehler verurteile ich mich selbst.
  4. Ich vergleiche mich ständig mit anderen.
  5. Ich erwarte von mir und anderen immer die Bestleistung.
  6. Ich habe häufig das Gefühl, den Anforderungen anderer nicht gerecht zu werden.
  7. In meiner regulären Arbeitszeit werde ich mit den Aufgaben kaum fertig, weswegen ich oft Überstunden habe.
  8. Mit Kritik kann ich nur schlecht umgehen und ich nehme sie sehr persönlich.
  9. Fehler zu machen: ist ausgeschlossen! Das gibt es bei mir nicht.
  10. Wenn ich dann doch mal einen Fehler mache, denke ich noch tagelang über ihn nach.
  11. Ich arbeite lieber allein. Dann kann ich wenigstens sicher sein, dass alles ordentlich erledigt wird.
  12. Auch wenn andere mich für meine Arbeit loben, habe ich immer den Drang, besser zu werden und meine Arbeit zu optimieren.
  13. Durch anstehende Aufgaben fühle ich mich unter Druck gesetzt und verspüre eine innere Unruhe.
  14. Ich weise Freunde und Kollegen auf Fehler hin.
  15. Eventuelle Fehler müssen sofort behoben werden.

Die Auswertung zum Test:

  • 0 bis 5 Punkte: Du bist kein Perfektionist. Für Dich steht fest, dass die Perfektion nicht das Ziel ist und auch negative Folgen mit sich bringt. Dass Du dies für Dich erkannt hast, erspart Dir sehr viel Stress. Aber Achtung: Ein gewisses Einhalten der Ordnung kann bei Aufgaben sehr wirksam sein.
  • 6 bis 11 Punkte: Der Mix macht es! Wenn es darauf ankommt, gibst Du auch gerne mal 110 %, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen und alle zufriedenzustellen. Jedoch weißt Du auch, wann es zu viel wird und Du eine Pause brauchst. Dann forderst Du sie auch zurecht ein. Nicht jedes Ergebnis kann fehlerfrei und perfekt sein. Dem bist Du Dir sehr wohl bewusst und hast daher ein gutes Maß für Dich gefunden.
  • 12 bis 15 Punkte: Achtung, Du hast einen Punkt erreicht, an dem Dein Perfektionismus droht, gefährlich zu werden. Zieh die Notbremse, bevor es zu spät ist. Dein Wohlbefinden beschränkst Du ausschließlich auf Deine Leistungen, wodurch ein enormer Druck entsteht. Fehler sind wichtig. Versuche sie auch mal als solche zu akzeptieren und Dir selbst keine Vorwürfe zu machen. Bitte andere um Hilfe, denn – anders, als Du denkst – ist dies kein Zeichen von Schwäche, sondern viel eher eines von wahrer Stärke und Größe.

Perfektionismus – das kannst Du dagegen tun

Perfektionismus zu bekämpfen oder zumindest so einzuschränken, dass die Gesundheit nicht darunter leidet, ist auf jeden Fall möglich. Wie bei allen anderen Dingen gilt auch hier: Man muss es eben wollen. Denn ein entspannteres Leben ist doch ein Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt, oder?

  • Eine Frage, die immer hilft, um die Situation rational und mit Abstand zu betrachten: Was wäre, wenn…? Was wäre, wenn man mal keine 100 % gibt? Was wäre die schlimmste Konsequenz daraus? Wird es das Leben nachhaltig negativ beeinflussen? Oder ganz übertrieben: Geht die Welt davon unter? Durch diese Fragen lassen sich die Dinge mal von einer anderen Perspektive aus betrachten und verdeutlichen, dass man auch als Perfektionist gerne mal einen Gang herunterfahren kann.
  • Dasselbe gilt für die Angst, Fehler zu machen. Eine andere Sichtweise verwenden und Fehler als etwas Positives betrachten, anstatt sie als Katastrophen anzusehen – schließlich lernt man doch aus seinen Fehlern. Wenn man im Leben weiterkommen möchte, muss man sich damit abfinden, dass Fehler einfach dazugehören. Ohne Fehlschläge erfährt man keine Weiterentwicklung. Perfektion ist Stagnation.
  • Erfolge sind Erfolge. Wie groß oder klein sie sind, spielt dabei keine Rolle. Versuchen zu lernen, zufriedener mit seinen Leistungen zu sein und sich selbst Anerkennung und Wertschätzung zu schenken. Sich selbst feiern und sich jedes Mal daran erinnern, wenn der Perfektionismus mal wieder das Leben schwer macht, dass kein Mensch auf Erden perfekt ist und es auch nicht sein muss.
  • Sicherlich ist es in vielen Bereichen wichtig, auch mal mehr als 100 % zu geben. Aber eben nicht immer. Meist genügen auch eben schon 80 % oder 90 % der Leistung, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Die restliche Energie kann man dann anders nutzen.
  • Das klingt wohl einfacher als es ist, aber einen Versuch ist es wert! Andere sehen unsere 80 %-Leistung oft schon als 100 % an, denn sie betrachten uns meistens deutlich weniger kritisch als wir uns selbst. Wenn man seine Umgebung beobachtet, wird schnell klar, dass andere es oft gar nicht kümmert, ob man alles mehr als perfekt erledigt hat.

Perfektionismus muss nicht immer negativ sein. Oft kann er uns zu außergewöhnlichen Leistungen und Erfolgen verhelfen. Dennoch kann Perfektionismus zu einer großen Belastung werden, wenn man zu unrealistische Erwartungen an sich selbst hat und somit seine Gesundheit gefährdet. Wichtig ist hier, dass man realistisch bleibt: Sei verständnisvoll und einfühlsam mit Dir selbst, denn so kannst Du Dir selbst das Leben um einiges leichter machen.

Wie fühle ich mich denn endlich schön?

Niemand ist perfekt, frei von Fehlern oder makellos – das vergisst man leider sehr schnell. Auch wenn man sich dessen bewusst ist, macht man sich das Leben trotzdem oft noch schwer. Nachdem Mareike aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hat sie ihr Leben um 180° gedreht. Sie hat sich einer kognitiven Verhaltenstherapie unterzogen und die Gründe für ihren Körperwahn erforscht. Um Angst und Scham bezüglich ihres Aussehens abzubauen, sollte sie ihre Makel ganz offen zeigen: „In der Angstkonfrontation habe ich erkannt, dass meine Befürchtungen nicht gar nicht zutreffen. Die Erfahrung, dass andere Menschen meine Makel nicht wahrnehmen, veränderte meine einstigen Gedanken und Ängste. Dadurch, dass ich mich mit Unterstützung meines Therapeuten mehrfach der befürchteten Situation gestellt habe, ist die Angst verschwunden. Und auch meine Unsicherheit hat mit der Zeit abgenommen“, sagt Mareike.

Um gegen die düsteren Gedanken anzukämpfen, verrät Mareike ein paar Tipps, die ihr geholfen haben, sich selbst und ihren Körper lieben zu können.

  • Ständig wird man bewertet und beurteilt. Akzeptiere Dich noch stärker, wenn andere Dich nicht akzeptieren. Intolerante Menschen stehlen Dein Selbstwertgefühl, nur weil Du vielleicht anders bist. Lasse das nicht zu! Niemand kennt Dich so gut, wie Du Dich selbst kennst. Niemand weiß, was für eine Geschichte Du hast, also warum sollte es Dich interessieren, wenn sie Dich kritisieren oder verurteilen? Stehe für Dich ein und sei Dein eigener bester Freund, Dein eigener Cheerleader, Dein größter Fan!
  • Umgebe Dich mit positiven Menschen, die Dich so nehmen, wie Du bist und Dir guttun. Wie kannst Du lernen, Dich selbst zu 100 % zu akzeptieren, wenn Du ständig in Gesellschaft anderer Leute bist, die Dir dauernd das Gefühl geben, dass Du nicht gut bist, wie Du bist?
  • Lege Deinen Fokus auf Dich selbst und Deinen Weg und vergiss das Ideal! Anstatt darauf zu schauen, wie andere ein vermeintlich perfektes Leben führen, konzentriere Dich auf Dich selbst.
  • Vergib Dir! Manchmal tun wir Dinge, die wir später bereuen. Das ist absolut menschlich. Wenn etwas schief geht, dann habe Verständnis, anstatt Dich selbst dafür zu verspotten und runterzuziehen. Wachse aus Deinen Missgeschicken und Pannen und stehe auf, wenn Du fällst. Meistens lernen wir durch unsere Fehler noch viel mehr über uns selbst.
  • Entferne Dich weg von dem Gedanken, Dich verändern zu müssen. Manche Dinge kann man ändern, manche jedoch nicht und das ist auch gut so. Es gibt nämlich niemanden auf der Welt, der so ist wie Du. Du bist einzigartig und einmalig mit Deinen Stärken und Schwächen und niemand hat das, was Du hast. Oder möchtest Du Dein Leben damit zubringen, andauernd jemand sein zu wollen, der Du gar nicht bist?
  • Und noch ein letzter Denkanstoß – schaue in den Spiegel und stelle Dir Folgendes vor: Nicht Dein gegenwärtiges Ich, sondern Dein jüngeres Ich, Du selbst als Kind, würde vor Dir stehen. Was würdest Du diesem Kind sagen?

Mareike hat einige Rückschläge erlebt und sich und ihren Körper zwischenzeitlich mehr gehasst als vorher. Die Lebenslust war verschwunden und auch der Kontakt zu ihrer Familie und ihren Freunden ist durch ihren Körperwahn erschwert worden. Jedoch hat sie sich zurück ins Leben gekämpft und kann heute von sich sagen: „Ich liebe mich. Ich liebe meinen Körper und habe ihn so akzeptiert, wie er ist. Der Weg war alles andere als leicht. Aber heute stehe ich hier und bin stolz auf mich und dankbar für die Hilfe, die ich bekommen habe.“ Heute, zwei Jahre später, arbeitet sie ehrenamtlich in einer Beratungsstelle, um Menschen zu helfen, die ähnliches durchmachen wie sie selbst damals. Ihr bedeutet die Arbeit sehr viel, da sie die Hilfe, die ihr womöglich das Leben gerettet hat, nun an andere weitergeben kann.

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